Mende HondaCB 900 Hornet aus Motorrad News 12/2002

Die große Hornet bereichert seit Anfang des Jahres das Honda Programm. Tuner Christian Mende verschafft flink fahrenden CB 900 F-Eignern den Kick, den sie bereits nach einem Sommer vermissen.

Es soll tatsächlich Leute geben, denen gesunde 100 PS zum Landstraßensurfen immer noch nicht ausreichen. Gründe für den Leistungshunger liegen nicht zuletzt darin, dass die Fahrwerke und Bremsen moderner Motorräder immer perfekter geworden sind. Eine 95 PS starke CB 900 F von 1979 würde kaum jemand so flink um die Ecken scheuchen wie die aktuelle 900er Hornet - höchsten unter Verlust einiger Liter Angstschweiß.

Dass die große Hornisse durchaus Möglichkeiten bietet, noch mehr Qualm zu entwickeln, zeigt bereits die Auslegung des Motors: Er stammt ursprünglich aus der 98er Fireblade. Die Spitzenleistung schrumpfte allerdings von 128 Pferdestärken auf 109, die Stärke des Triebwerks sollte eher in sattem Durchzug und Kraft bei niedrigen Drehzahlen liegen.

Wie sich kultiviertes Benehmen im erweiterten Drehzahlspektrum mit satter Spitzenleistung vereinen lässt, zeigt die von Tuner Christian Mende aufgebaute Homet. Bei ihr blieb auch das Fahrwerk nicht unangetastet. Weil dem Fahrer so viel Power sonst vielleicht doch Schweißperlen auf die Stirn treibt. Die Basis der Mende-Hornet bildet der stabile Serienrahmen, welcher mittels massiver BKG-Gabelbrücken nun eine Upside-Down-Gabel der SC44-Fireblade aufnimmt.

Die spendierte auch die Bremsanlage für das exklusive und leichte Räderwerk aus dem Hause Lightcon. Für den exakten Druckpunkt beim Bremsen sorgen Kevlarleitungen von Hagen Motorsport. Federelemente von Fahrwerksguru Benny Wilbers vermitteln derweil den richtigen Boden-kontakt und halten die Fuhre auch bei extremen Manövern in der Spur.

Um dem Vierzylinder mehr Dampf zu verleihen, griff Christian Mende auf "klassisches" Tuning zurück. Klassisch in dem Sinne, dass weitgehend überarbeitetes Serienmaterial zum Einsatz kommt. Der Zylinderkopf erhielt eine Frischluftkur, Kanäle und Ventilsitze samt Brennräumen mussten sich strömungs-begünstigende Eingriffe gefallen lassen.

Die Oberflächen der Kolben kamen ebenfalls nicht ohne Optimierungen aus, Quetschkanten und Ventiltaschen wurden dem überarbeiteten Hochdruckgebiet angepasst: Das Verdichtungsverhältnis stieg von 10,8 auf 13:1, um die (dank umgeschliffener Nockenwelle) gestiegene Füllung mit mehr Bumms zu verarbeiten. Der fein gewuchtete Kurbeltrieb garantiert geschmeidigen Lauf und langlebige 131 PS.

Bei der Probefahrt stellt sich unverzüglich ein vertrautes Gefühl ein. Bereits ab 1500 Umdrehungen dreht der Vierzylinder ruckfrei hoch. Nur hängt er feiner am Gas und vermittelt den Eindruck, als liefe er mit weniger Reibungswiderstand, als wären die Motorinnereien um einiges leichter geworden.

Kurzum: Gute Teamarbeit im Gehäuse. Gasstöße lassen das Triebwerk sofort aus den hoch gezogenen BOS-Tüten bellen - der originale Hornet-Triebling hebt die Drehzahl im Vergleich nur müde an. Lebendig zieht der Reihenvierer bis 6500 Umdrehungen, legt dann ein Pfund nach und kickt die Homet ab 8500 U/min brachial in Richtung Horizont. Zuerst in den roten Bereich des Drehzahlmessers. Und dann oben wieder heraus.

Erst kurz vor 12 000 Touren mahnt der nachgerüstete Schaltblitz im rechten Analoginstrument zum Gangwechsel. Falls man es überhaupt so lange schafft, den Hahn stehen zu lassen. Selbst im letzten Gang dreht die Hornet aus, das entspricht beachtlichen 240 Stundenkilometern. Die verkürzte Sekundär Übersetzung sorgt beim Angasen für knackig-kurze Schaltsprünge. Leistung steht jederzeit in jedem Gang zur Verfügung. Metzelers Sportec M-1 ist dabei ein hilfreicher Geselle.

Nach kurzer Eingewöhnungsphase, in der das Gummi noch etwas kippelig rüberkommt, lässt sich die Mende-Honda auf der Landstraße perfekt in Kurven schmeissen und wieder herausbeschleunigen.

Die Reifendimension ist identisch mit der Werksausstattung. Die hintere Felge wuchs von 5,5 auf sechs Zoll an, um dem Pneu in Schräge mehr Kontakt zur Straße zu verschaffen. Das Gefühl von Sicherheit verstärkt auch die Fireblade - Bremsanlage, die ihre Befehle über Kevlar Leitungen entgegen nimmt und mit exaktem Druckpunkt sowie feine Dosierbarkeit punktet.

Selbstredend durfte die äussere Erscheinung der Honda bei so viel Detailarbeit ebenfalls nicht im Serientrimm verbleiben. Die kontrastreiche Farbgebung täuscht auf den erste Blick über viele Kleinigkeiten hin und es braucht Zeit, bis man sie entdeckt hat.

Auffällig sind natürlich Umbauteile wie der Bugspoiler von Hagen-Motorsport, die trickreiche Gilles-Rasteranlage sowie eine anschmiegsame Soziussitzabdeckung von Moko. Akzente setzen die güldenen Schrauben an den Motordeckeln, und am Heck wird der Interessierte wieder fündig: Die Beleuchtungslösung mit LED-Rücklicht und Mini-Blinkwarzen ist einfach frech.

Im Verborgenen wirken dagegen noch entscheidende Zutaten, auf welche die Serien-Hornet zurzeit noch verzichten muss: Das Kollektorrohr der Mende-Krümmeranlage nimmt zwei geregelte Katalysatoren mitsamt Lambdasonde auf. So erübrigt sich auch für PS-Pessimisten die Frage, ob denn Leistung Sünde sein kann.

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